Sonntag, 8. März 2009

Kommentar

Zu „Um Gottes Willen"(taz vom 10. Januar 2009)/Christen im Kreuzzug gegen den Zeitgeist

Sind gelebtes Christentum und weltliche Geschehnisse ein Gegensatz? Den Evangelikalen zu Folge schon. Sie lehnen den so genannten „Zeitgeist“ ab. Sie unterrichten ihre Kinder zu Hause, um sie vor Ansichten, die der Bibel nicht gleichkommen, zu schützen. Konfrontation zerstört die Wahrheit der Bibel nicht. Jesus Christus starb für uns. Unsere Sünde ist uns vergeben. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Menschen immer Fehler gemacht haben und machen werden. Erscheinungen des Zeitgeistes resultieren teilweise auch aus solchen Fehlentscheidungen. Was ist das Problem einer Parallelgesellschaft? Es ist nicht die mangelnde Toleranz eines Teils der Christenheit, der die Naturwissenschaften und Tendenzen innerhalb der Gesellschaft nicht respektiert. Es sind Werte wie Ehe oder Gottesfurcht, die den Menschen Orientierung bieten und die in einer säkularen Gesellschaft in Vergessenheit geraten. Rechtes Tun richtet sich nach göttlichen Geboten und menschlichen Gesetzen. Die Trennung von beidem gelingt nur theoretisch. Faktisch steht schon im ersten Artikel des Grundgesetzes, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Und genau das ist das Resultat des Gebots der Nächstenliebe. Die Bibel ist die Grundlage für unser Leben, aber eben deshalb kann sie nicht zusammenhanglos mit diesem bestehen. Über den Sinn und Unsinn mancher Erkenntnisse der Wissenschaften, egal welcher Fachrichtung, kann man streiten. Grundsätzlich sollen
sie das Leben erleichtern. Durch Flugzeuge, Autos und Bahnen lässt sich die Botschaft vom Wirken Gottes schneller weiterverbreiten. Trotzdem sind wir Christen nicht auf der Erde, um nur in Gedanken darauf hin zu leben, dass Jesus wiederkommt. Das irdische Leben sollen wir nutzen, indem wir unsere Talente fördern und Gott damit zur Ehre gereichen. Um sich der Aufgabe eines Maschinenbauers zu widmen, bedarf es eines großen Fach- und Expertenwissens, das Eltern, da sie einer anderen Generation angehören, schon nicht mehr vermitteln können. Infolgedessen sollten sich auch Christen weltlichen Erkenntnissen öffnen können.
Auch der so genannte „Zeitgeist“ zeigt die Tendenzen einer Orientierungslosigkeit, in der sich der zumindest nicht-christliche Teil der Gesellschaft befindet. Die Aufgabe eines jeden Journalisten ist es, auf kritische Zustände innerhalb der Gesellschaft hinzuweisen. Pornographie, Glücksspiel und Suchterkrankungen sind Zeichen einer Suche des Menschen nach Anerkennung und Sicherheit in einer schnelllebigen Welt. Den wenigsten Menschen sind die grundlegenden Ursachen für diesen Zustand bewusst. Ein Suchtkranker merkt irgendwann, dass der Liebeskummer ihn in die Sucht trieb.
Er weiß heute, wenn er nicht schon Christ ist, aber nicht mehr warum. Säkulare Medien verschweigen, dass es an dem distanzierten Verhältnis zu Gott liegt. Ein Medium steht zwischen Experten und Publikum. Hier verändern sich die Rollenbilder. Der Journalist ist nicht mehr Gatekeeper, sondern steht dank des Internets mit seinem Publikum auf einer Stufe. Die Technik ermöglicht ihm, seine Leser besser und schneller zu erreichen. Durch die Medienkompetenz des Journalisten kann die Nächstenliebe auch über technische Hilfsmittel wie Druck oder Internet mehr Menschen erreichen als durch Mundpropaganda. Technik, die ihr zu Grunde liegende Wissenschaft und Glauben werden auch hier miteinander konfrontiert. Naturwissenschaft und Glaube sind kein Gegensatz, wenn sie miteinander in den Dialog treten. Diesen Dialog anzuregen, ist die Aufgabe eines christlichen Journalisten.

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