Samstag, 13. Juni 2009

Karlsruhe- Der Reiz einer(Studenten-)Stadt?

Karlsruhe. Eine Stadt mit vielen Gesichtern. Hier das kahle, eiserne Tor mit den Leuchtstäben über dem Torbogen. Kalt und unnahbar wirkt das 10m hohe Gebäude des ZKM. Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie wie es so schön heißt. Direkt daneben wenig imposanter erstreckt sich das Gebäude des Filmpalastes am ZKM. Die Technologieregion Karlsruhe ist für die Karlsruher das Sinnbild des technologischen Fortschritts. Universität und Forschungszentrum haben sich fusioniert, auf neudeutsch heißt das „KIT“ -Karlsruher Institute of Technology. Auf der anderen Seite wirkt die Stadt wie ein etwas zu groß gewordenes Dorf. Egal in welche Richtung man vom Marktplatz aus mit der Bahn fährt, unverzüglich landet man in einem Stadtteil Karlsruhes. Schnell wechselt das Panorama von kühlen Betonbauten zu Schrebergärten, statt dem Handy halten die Menschen die Gartenschere in der Hand. Paula ist in Eile. Sie hat verschlafen und muss nun schnell in ihre Vorlesung. Dabei träumt sie nur davon, einen Tag im Schlosspark zu verbringen. Stattdessen rennt sie wie der Wind, stößt dabei fast einen alten Mann um und erwischt die nächste Straßenbahn. Als sie endlich im Vorlesungssaal sitzt, ist sie von den Gegensätzen ihrer Umgebung wie gebannt. Hier der kühl wirkende, blaue Tisch, draußen die strahlende Sonne, nach der sie sich eben so sehnt. Was ist es, das den Reiz dieser Stadt ausmacht? Für Paula ist es der Reiz des Neuen. Sie die Konservative, die früher nie auch nur einen Mann angesehen hatte, fühlt sich gefangen im Reiz der Studentenstadt. Gehst Du heute Abend mit in den Krokokeller? Nun, man soll schließlich soziale Kontakte pflegen. Klar, gehe ich mit. Wie viele solche Verabredungen sie hatte, sie weiß es nicht. Jedenfalls zu viele, sie fühlt sich verletzt. Miese Komplimente, ein Klaps auf den Po. Im Nachhinein ekelt sie sich vor sich selbst. Karlsruhe, eine Stadt, geprägt von ihrer Liberalität, hat ihre Spuren in ihrem Leben hinterlassen.

Paula bin nicht ich. Die Figur ist ein Beispiel dessen, was passiert, wenn eine vom Stereotyp her konservative Person ihre ersten Gehversuche in der Großstadt macht. Was bedeutet die neue Freiheit im Leben einer jungen Studentin oder eines jungen Studenten überhaupt? - Denken Sie doch einfach mal ein wenig darüber nach!

Religion- eine reine Machtfrage?

Das Geschichtsmagazin des Spiegels berichtet in seiner neuesten Ausgabe über die geschichtlichen Hintergründe der Weltreligionen. "In Jersusalem ist fast jeder Ort, sind selbst die Steine umstritten", berichtet das Magazin auf Seite 17. Ein Dutzend Mal habe die Stadt die Religion gewechselt, Andersgläubige wurden wie so oft unterdrückt. "Dabei erwiesen sich die Muslime jedoch als weitaus toleranter und gewaltloser als die Christen. Die Juden herrschten fast 2000 Jahre nicht." Immer noch streiten die verschiedenen Religionen um das Alleinstellungsmerkmal. Doch der gleiche Artikel teilt seinen Lesern mit, dass es sich bei dem selben Berg um den Zionsberg handelt, in dem Jesus mit seinen Jüngern das erste Abendmahl hielt. Nicht nur das. Direkt darunter befinden sich eine Moschee und die steinerne Kammer, in der Juden das Grab Davids anbeten. Die gleichen Ursprünge der Religionen an einem Ort, einer Stadt, die alles für die Religionen ist - der Ursprung ihrer selbst. Gleicher Ursprung, ähnliche Personen und Geschichten in der Überlieferung. Warum akzeptieren sich die Anhänger der Religionen nicht endlich untereinander? "Glauben ist nicht wissen", sagt man. Da ist was Wahres dran. Was aber eine Tatsache ist: Leider geht es auch in Religionen viel zu sehr um Machtausübung. Im Zuge des Nationalismus ging es religiösen Siedlern "nicht bloß um Heiliges, sondern ganz profan um den Besitz des Landes." Problematisch sei, dass die Stadt auch derart mit Emotionen beladen sei, "von allen Seiten derart überhöht, dass nüchterne Verhandlungen kaum möglich sind. Jedes Detail wird sofort zur Grundsatzfrage." Die Grundsatzfrage ist für mich dabei, ob man nicht endlich für den Willen Gottes und nicht angeblich im Namen Gottes kämpfen sollte. Der israelische Präsident Schimon Peres meint im Interview über die "Hauptstadt unseres Lebens": "Alle dachten wohl, Jerusalem verleiht ihrer Herrschaft auch spirituelle Macht. Es liegt etwas Mystisches in unserem Klima hier, die Farben haben ein besonderes Gold, wie ein Anstrich des Göttlichen." Schön, wenn statt dem Machtdenken und dem Zauber einer Stadt auf innere Werte wie Mitmenschlichkeit und Barmherzgkeit Wert gelegt werden würden. Gestern habe ich im Rahmen eines Projekts das Freitagsgebet der Muslime besucht. Schön, möglicherweise aber auch utopisch, wäre es, wenn sich die Religionen mehr auf ihre gemeinsamen Wurzeln besinnen und ihre Anhänger sich mehr zuhören würden.

Samstag, 6. Juni 2009

Big Brother is watching you, oder: Danke, RTL, ich möchte immer noch Kinder!

RTL hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Leute zu unterhalten. Und für Gesprächsstoff sorgt der Boulevard-Sender wirklich. Nicht nur einst mit "Big Brother", dem "Dschungelcamp" oder jetzt mit dem Erziehungsversuch "Erwachsen auf Probe": RTL schafft es tatsächlich, Emotionen zu wecken und für Gesprächsstoff zu sorgen. Armes Deutschland, wenn sich Gespräche nur dann entwickeln, wenn Voyerismus und kleine Skandälchen im Spiel sind. Ist es nicht schon fatal, dass ein Privatsender Jugendlichen beibringen will, wie sie ihre Kinder erziehen sollen? "Nein", werden Befürworter der Aktion sagen. RTL wolle doch nur die Jugendlichen zum Nachdenken darüber, wann sie ein Kind haben wollten, anregen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt am 5. Juni passend dazu: "Die Quote für die durch die Kritikerschelte bestens eingeführte Show war fabelhaft. Mehr als drei Millionen Zuschauer waren dabei, vor allem junge Frauen." - Super RTL, gute Leistung. Aber um welchen Preis? "Mehr als drei Millionen Zuschauer waren dabei, vor allem junge Frauen. Gut, dass viele davon gleich bei Stern TV weiterschauten und die hervorragende Marlis Herterich mit ihrer glasklaren Kritik hören konnten. Am allerbesten aber war, dass man ein Teenagerpaar, 16 Jahre, zweijährige Tochter, gefunden hatte, die über das wirkliche Leben als junge Eltern redete. " Diese junge Mutter würde heute erst mit 25 Jahren Mutter werden. Brauche ich RTL, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen?-Nein! Angesichts einer gestiegenen Arbeitsbelastung, längeren und nicht unbedingt geradlinigen Ausbildungswegen würde heute keine, wenn nicht neureiche, Frau ein Kind bekommen. Zu unsicher sind die Zukunftsaussichten.

RTL neigt dazu, dem Zuschauer Probanden vorzustellen, die Stereotypen entsprechen. Diese Jugendlichen legen sich auf ihr Baby, schlagen ihre Freundin - und der Zuschauer guckt sich die Misere an. Super RTL, dass Du Stereotypen zur Schau stellst! Jugendliche, die sich mehr um sich selbst als um andere kümmern, perfekt. Sie gehorchen genau dem Vorwurf, den die ältere der jüngeren Generation gerne macht.
Wären alle Jugendlichen so, würde ich Deutschland raten, keine Kinder mehr zu bekommen! Eine Frau, die psychisch gesund ist, besitzt einen ganz normalen Mutterinstinkt. Sie benötigt keinen Erziehungsratgeber á la RTL. Abgesehen davon, dass es keinen Elternführerschein für werdende Eltern gibt, wie ehemals von der Politik gefordert, würde ich mir etwaige Erziehungsvorschriften von einem kommerziell orientierten Sender wie RTL erst recht nicht bieten lassen!

Ständig wird den Medien vorgeworfen, sie beeinflussten ihre Rezipienten auf negative Art und Weise. Ständig wird die Frage gestellt, inwieweit diese das von den Journalisten umgekehrt sogar einforderten.
Traurig, wenn hohe Zuschauerquoten beweisen, dass sich viele Zuschauer an diesem Schauspiel ergötzen. Würden sie sich in dieser Zeit um ihre Kinder kümmern, würden sie diese Sendung überflüssig machen. Schlecht für RTL, gut für den Zuschauer.