Sonntag, 31. März 2013

Skurriles, Buntes, Klassisches in der Moderne - mein Messerundgang auf der ART Karlsruhe

In Karlsruhe wird mit menschlichen Maßstäben gemessen. Diese Messe ist eine Klasse für sich", so ist ein Zitat des Galeristen Jörk Rothamels aus Erfurt bzw. Frankfurt am Main, in der Pressemappe der art Karlsruhe zu lesen. Damit könnte man die beliebte Messe ganz einfach beschreiben. Bereits zum zehnten Mal boten die Aussteller auf der art Karlsruhe Kunstliebhabern, Sammlern und neugierigen Karlsruhern Kunstgenuss pur. Besonders Halle 4 bot nicht nur anschauliche Kunstwerke, sondern auch nette Begegnungen mit Galeristen und Künstlern, wovon ich im Folgenden berichten werde. Dass die Messe die "50 000 Besucher-Marke übersprungen" habe, zitierten nicht nur die Badischen Neuesten Nachrichten in ihrer Montagsausgabe. Weitere Fakten wie etwa, dass "220 Aussteller aus 13 Ländern" wieder alles dran gesetzt haben, "um den Besuchern von der Klassischen Moderne bis zur jüngsten Gegenwartskunst viel zu bieten" (Zitat Pressemappe) sind schon vielfach genannt worden. Hier die offizielle Seite der Messe: art-karlsruhe Darauf soll es, wie es der subjektiven Form des Bloggens entspricht, hier auch nicht ankommen. Lehnen Sie sich zurück, genießen Sie die Impressionen, ganz ARTig, die mein Fotograf Michael M. Roth und ich Ihnen hiermit ermöglichen. Um Ihnen, liebe Leser, einen ansprechenden Eindruck zu vermitteln, sei Ihnen ein kurzes Szenario gegeben, erstens: Halle 1: Editionskunst, Fotografien, Objekte und Installationen, Sonderschau "Gisèle Freund" Halle 2 und 3: Klassische Moderne und etablierte Gegenwartskunst, Halle 4: Jüngste Gegenwartskunst. Zweitens: ein persönlicher Eindruck in der Text-Bilder-Komposition: Manchmal ist es gut, am Ende statt am Anfang zu beginnen. Die Ausstellungsstücke in Halle 4 haben zumindest mir persönlich besser gefallen als jene in Halle 1. Dies kann durchaus an meiner Müdigkeit nach vier Stunden Messebesuch gelegen haben. Mehr als das haben mich die kreativen Eindrücke, von ausgefallen (zum Beispiel Schuhe aus Polystyren, einem thermoplastisch verarbeiteten Werkstoff und Mixed Media) bis klassisch (Bilder von Chopin und Goethe, gezeichnet mit Grafit, Kohle und Kreide auf Papier) beeindruckt. Besonders Skurriles aus der Galerie Wagner + Markus in Frankfurt am Main, von der Künstlerin Elena Steiner: Das Bild einer Frau mit vergrößerter, überdimensionaler, welliger Brustwarze, welche in einem Einkaufswagen liegt (leider haben wir kein Foto gemacht). In Halle 2 eine Kochshow, nach dem Motto "Leben ohne nix". Nett: Der "Begrüßer", eine Figur aus Schwemmholz und Keramik von A. Littwin-Pieper, ausgestellt von der Kunsthalle Hosp. Ein Besucher nimmt es wörtlich und grinst die Figur und mich grüßend an. Gleich zu Beginn fiel mir aber ein streng dreinblickender Mann mit geballten Fäusten (Collage aus Acryl, und einer Holz-Assemblage) auf. Weitere Werke des Künstlers, dessen Ausstellung in Kürze in der Galerie Raphael in Frankfurt am Main zu sehen ist, sehen Sie hier: Laut der Galeriemitarbeiterin Deborah Renz ist Eric Liot "jemand, der Kunst aus Leidenschaft betreibt, um durch sie Spaß und Freude zu bereiten. Es handelt sich nicht um Konsumkritik." Und ihr Kollege Daschti Nasir ergänzt: "Er ist eine Ausnahme auf der Art und tritt aus der Masse hervor." So plastisch wie das Kunstwerk durch das eben wirkende, gemalte Bild und die Trennung durch das schier aufwallende Holzstück wirkt, stimmt das meiner Ansicht nach in der Tat. Natürlich geht es auf einer öffentlichen Veranstaltung nicht ohne Klischee. Genau das ist aber das Thema der Künstlerin Svenja Ritter. Ihr Objekt der Kunst sind Schuhe, High-Heels in allen Farben, von schwarz-rosa bis weiß ist alles dabei. Die Künstlerin will daraufhin hinweisen, dass "Schuhe ein Sexobjekt sind, so elegant und aufreizend und so mit Schmerz verbunden wie sie sind. Da geht von ihnen doch einfach für uns alle eine Faszination aus", sagt Galeristin Petra Nostheide-EŸCKE von der gleichnamigen Galerie in Düsseldorf. 2003 hat Ritter damit begonnen, Installationen dieser Art herzustellen. Ein weiteres Projekt dieser Art ist ein virtuelles Schuhmuseum in Holland. Ein weiteres Klischee bringt Künstlerin Marcela Böhm in ihren Bildern zum Ausdruck , dargestellt in komplett reiner Malerei mit perspektivischen Brüchen. "Klischee? Nein, denn die Künstlerin möchte damit sagen, dass diese Rollenverteilung so korrekt sei. Schließlich würde der Mann sowieso nur ein Loch ins Hemd bügeln", sagt Galerist Torsten Obrist von der Galerie Obrist in Essen. Die Künstlerin nehme bei schon bekannten Themen einfach einen weiteren Standpunkt ein. Nicht klischeehaft, sondern farbig mochte es Künstler Manoel Veiga, der seine Arbeiten in der Galerie Dengler und Dengler - Galerie für Schöne Künste in Stuttgart ausstellt. Er "schaffe in seinen Bildern eine große Natur, ohne sie abzubilden", beschreibt Martina Merklinger sein Schaffen in einer Broschüre, die mir Galerist Dr. phil. Steffen Dengler nach unserem Gespräch in die Hand gibt. "Der Künstler hat mit monochrom-blauen Arbeiten und sehr dünnen Farbschichten angefangen", erzählt Dengler mir. Beeindruckt zeigt er sich von der "bestimmten Mischung aus Pigmenten, gemahlenen Steinen", die der Künstler manchmal in ihrem Fluss störe, indem er mit einer Bügelspritze eine bestimmte Menge auf die entsprechenden Stellen sprühe. Eine besonders stark gespannte Leinwand verhindere einen unkontrollierten Farbfluss. Je aufmerksamer der Künstler den Verlauf der Flüssigkeit wahrnehme, je umsichtiger er die Leinwand mit der Spritze bearbeite, "desto feiner" werden während des Schaffens "die Farbübergänge", "desto dezenter die Verläufe", erklärt die Broschüre. Machen Sie sich anhand unserer Fotos selbst ein Bild. Skurill, plastisch, auch Wohlbekanntes begegnete mir auf der art. Auf einer Kunstmesse dieser Art dürfen sicher nicht fehlen: Grafik-Collagen der Verhüllungskünstler Christo und Jeanne Claude von 1978, 57 mal 72 cm, signiert, in Halle 3, die aufgrund ihrer vielen Stahl-Skulpturen ansonsten recht kühl wirkte. . Bekannte Gesichter gleich zweifach: David Bowie und das Schloss Neuschwanstein. Kurzum "Die art KARLSRUHE bietet Deutschlands schönster Kunstmesse die idealen Räumlichkeiten" - dem Satz Jörk Rothamels muss ich wiederum zustimmen. Fotos: (c) Michael M. Roth, MicialMedia.