Samstag, 7. März 2009

Karlsruher Köpfe

Rudi Banghard:
"Mit viel Fantasie und Farbe sein Ding umsetzen" ist die Devise von Rudi Banghard, Karlsruher Ausnahmekünstler aus dem Karlsruher Ortsteil Neureut Kirchfeld. Und die Liste seiner kreativen Ausdrucksmöglichkeiten ist lang: angefangen von Werken der Bildhauerei aller Art über Illusionsmalerei, Dokumentar-und Zeichentrickfilme, Logos, Design,Fotografie, Gartengestaltung, Dekorationsbauten bis hin zur Musik, ein Hobby, dem er die nächsten 50 Jahre treu bleiben möchte. "Ich bin jetzt in der glücklichen Lage, pensioniert zu sein und zu tun, was mir Spaß macht - mit Freunden gemütlich in Kneipen sitzen und dem Klang meiner Gitarre nachspüren."

Allroundkünstler

Das Lieblingsthema des am 31. August 1948 in Flehingen auf die Welt gekommenen Künstlers ist "Raum und Zeit" - veranschaulicht an einer in einer Schraubzwinge gefangen gehaltenen, in Polyester eingegossene Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" (Titel: Der Zeitdruck). Diese ist eines der Prunkstücke seines weitläufigen Gartens, in dem jede Ecke an sein Dasein als Künstler erinnert. "Ich bin da und auch nicht. Mal halte ich mich im Keller, mal in meinem künstlerischen Reich im Garten auf.
Meine Frau hat oft nicht viel von mir", schmunzelt Banghard, der sich selbst als Einzelgänger beschreibt.
Mit einigen Künstlern hat er allerdings ein Problem.
"Kunst ist kein Ding der Überheblichkeit. Ich habe ein Problem mit Künstlern, die mir arrogant, überheblich und belehrend entgegen treten", kritisiert er den zunehmenden Hang einiger Künstler, sich selbst zu inszenieren. Er selbst wurde nach seiner Bewerbung an der Kunstakademie Karlsruhe in den 70er Jahren von dieser abgelehnt. Infolgedessen eignete er sich sein künstlerisches Können als Autodidakt an. 1972 folgte dann eine Festanstellung als Theatermaler und -plastiker am Badischen Staatstheater, dem er bis zum Jahre 1981 treu blieb. Im Folgejahr verschlug es ihn nach Basel, wo er wiederum als Theatermaler am dortigen Stadttheater bis 1986 tätig war. Leiter der Bildhauerei beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main wurde er ein Jahr später. 13 Jahre lang übte er diese Tätigkeit aus, bis er im Jahr 2000 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging.
Zu seinen interessantesten Werken gehören Büsten von Platon, Goethe sowie Kapitellen und Ornamenten in Fernsehstudio-Qualität. 1997 entwarf er für die Musiksendung des Hessischen Rundfunks "Der weiße Löwe" den Preispokal, der nach seinem Entwurf in weißem Porzellan gefertigt wurde. Gunther Emmerlich verlieh diesen Preis im Rahmen der oben genannten Sendung an die Sieger des volkstümlichen Talentwettbewerbs. Drei Jahre zuvor wurde das Modell seines vier Meter großen Grizzlybärs in der ARD-Show "Die Wunder der Erde" gerühmt. Die Besucher der Feier anlässlich des fünfzigsten Geburtstags der Städtepartnerschaft zwischen Karlsruhe und Nancy begeisterte er mit zwei Modellen aus Metall und Pappkarton, die Gegenstand einer Recycling-Modenschau waren. Zu seinen Kunden, die von seinen Masken profitieren, zählen unter anderem auch der Europapark Rust und und das Kindertheater "Papageno" in Frankfurt am Main.
"Die Erleuchtungserfahrung, die man innerhalb einer Zen-Meditation erfährt, lässt sich schwer beschreiben. Man erlebt eine Zeitverschiebung - nein, eine ganz andere Zeit", bringt der Künstler sein Lieblingsthema zur Sprache. So ist es in der einschlägigen Literatur nachzulesen. Das Beeindrukende am Zen ist im Hier und Jetzt zu leben, ohne an Vergangenheit und Zukunft zu denken", fasst Banghard die Gedanken des Zen, die er zu einem Teil seiner Lebensphilosophie gemacht hat, in Worte. "Das Beeindruckende am Zen ist im Hier und Jetzt zu leben, ohne zu denken."
Eben deshalb zählt das Kyudo zu einer Lebensweise, die der Ausnahmekünstler noch heute praktiziert.
Diese ist eine asiatische Form des Bogenschießens, welche die Anhänger der japanischen Budosportart gerne als "Auseinandersetzung mit sich selbst" beschreiben. Zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Freund Hans Zabojnik-Ihla trieb er 1977 die Kyudo-Bewegung voran. Inzwischen werden in Karlsruhe 70 Mitglieder gezählt. Hinsichtlich seines Themas "Raum und Zeit" spielen die Erfahrungen, die er auf seinen Reisen in andere Kulturen machte, eine nicht unerhebliche Rolle. "Die Ichlosigkeit des Zen und das Zeitgefühl, das nicht nach einem mit der Uhr geregelten Tagesablauf zusammen hängt, ist bewundernswert. Gehört Eigenwerbung zum Dasein eines Künstlers dazu, muss man Banghards Ansicht nach gegenüber der Aussage des Werks zurück stecken. Auch wenn die Liste der kreativen Ausdrucksmöglichkeiten wie in seinem Fall schier unendlich erscheint.
- Der Text erschien bei ka-news(heute zugehörig zum Südkurier). -

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