Samstag, 7. März 2009

DVD-Tipp "Der Klang des Herzens"

Der ka-news-DVD-Tipp: Der Klang des Herzens

Rührseliges Moviemärchen


In ihrem Premierenwerk "Disco Pigs" lässt Kirsten Sheridan noch die Sprache der Gewalt gewähren. Beim Anblick ihrer ersten, jetzt auf DVD erschienenen Hollywood-Produktion "Der Klang des Herzens" (Ufa Home Entertainment) wird der Wohnzimmersessel dagegen zur Kuscheloase. Auf der Besetzungsliste glänzt Robin Williams mit gewohnter Raffinesse und stimmlicher Variationsbreite. Doch die Hauptrolle ist anderweitig vergeben: an die Musik.
Es ist die Geschichte des jungen Ewan (Freddie Highmore) und seiner getrennten Familie, die allein Kraft der Musik wieder zueinander finden. Cellistin Lyla (Keri Russel) hat bei einem ihrer Konzerte den jungen Rockmusiker Louis Connelly (Jonathan Rys-Meyers) kennengelernt. Nach der ersten und einzigen gemeinsamen Nacht trennt Lylas Vater die Liebenden. Seine Tochter soll schließlich Karriere machen.
Doch kann dieser Grundkonflikt schon nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Melodram von Anfang an einem guten Ende entgegensteuert.
Wir sehen den im Waisenhaus lebenden Ewan, wie er unter Anweisung von Wizard (Williams), der obdachlose Kids fördert, Tasten wie Saiten anschlägt, wie er beim Klang der Musik zufrieden lächelt; und im Finale laufen wir mit dem süßen Rys-Meyers um die Wette, wenn er in den Konzertsaal stürmt, um das nie für möglich gehaltene letzte Konzert seiner großen Liebe zu verfolgen. Wizard fördert obdachlose Kids; und Ewan hat jede Menge Talent.
Die Musik will den Glauben an eine Welt ohne Sorgen und Kummer aufleben lassen. Mit einem 40 Stücke umfasenden Set aus Klassik, Rock und Gospel untermalt Sheridan die 114 Minuten. Bachs "Prelude From Partita No. 3", Mozart oder Beethovens "Für Elise" schaffen dabei eine angenehme und zugleich sehnsuchtsvolle Atmosphäre; in der Illusion, dass mit Musik alles im Leben so einfach vergeht und uns vom Streit zurück in den Schoß der Familie holt. Doch die Regisseurin übertreibt allgemein gerne. So ist die Idee, Musik als verbindendes, allheilendes Element einzusetzen, an sich eine gute. Dieser Utopie gegenüber steht uns allerdings eine Realität, die von Globalisierung, Shareholder Value und Studi-VZ geprägt ist.
In dieser Unwirklichkeit füllt Keri Russels alias Lyla - wenn sie sehnsuchtsvoll nach ihrem Sohn suchend in die Kamera blickt - die Zuschauerherzen mit Ergriffenheit. Und einer fühlbaren Ladung Kitsch. Auch diese Momente kaschieren nicht, dass es der Handlung an dramatischen Momenten fehlt. Der Vater ist ohnehin der einzige, der dem Glück seines ihm unbekannten Enkels im Weg stehen könnte. Doch schon allein, wenn Russel zur Filmmitte hin ihre Haare mit entschiedenem Blick nach hinten wirft, ist klar: Dieser Frau kann sowieso keiner was!
Eine verpasste Lebenschance der Eltern, erst nicht gelebte und dann aber erfüllte Liebe - es ist eben genau das Weihnachtsmärchen, als welches "Der Klang des Herzens" im Dezember vergangenen Jahres in die Kinos kam. Und kann man sich für derart fantastische Schicksalswendungen erwärmen, funktioniert "Der Klang des Herzens" erstaunlich gut. Vorausgesetzt man versteht die Sprache der Rührseligkeit. - Der Text erschien bei ka-news(heute zugehörig zum Südkurier). -

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