Samstag, 13. Juni 2009

Religion- eine reine Machtfrage?

Das Geschichtsmagazin des Spiegels berichtet in seiner neuesten Ausgabe über die geschichtlichen Hintergründe der Weltreligionen. "In Jersusalem ist fast jeder Ort, sind selbst die Steine umstritten", berichtet das Magazin auf Seite 17. Ein Dutzend Mal habe die Stadt die Religion gewechselt, Andersgläubige wurden wie so oft unterdrückt. "Dabei erwiesen sich die Muslime jedoch als weitaus toleranter und gewaltloser als die Christen. Die Juden herrschten fast 2000 Jahre nicht." Immer noch streiten die verschiedenen Religionen um das Alleinstellungsmerkmal. Doch der gleiche Artikel teilt seinen Lesern mit, dass es sich bei dem selben Berg um den Zionsberg handelt, in dem Jesus mit seinen Jüngern das erste Abendmahl hielt. Nicht nur das. Direkt darunter befinden sich eine Moschee und die steinerne Kammer, in der Juden das Grab Davids anbeten. Die gleichen Ursprünge der Religionen an einem Ort, einer Stadt, die alles für die Religionen ist - der Ursprung ihrer selbst. Gleicher Ursprung, ähnliche Personen und Geschichten in der Überlieferung. Warum akzeptieren sich die Anhänger der Religionen nicht endlich untereinander? "Glauben ist nicht wissen", sagt man. Da ist was Wahres dran. Was aber eine Tatsache ist: Leider geht es auch in Religionen viel zu sehr um Machtausübung. Im Zuge des Nationalismus ging es religiösen Siedlern "nicht bloß um Heiliges, sondern ganz profan um den Besitz des Landes." Problematisch sei, dass die Stadt auch derart mit Emotionen beladen sei, "von allen Seiten derart überhöht, dass nüchterne Verhandlungen kaum möglich sind. Jedes Detail wird sofort zur Grundsatzfrage." Die Grundsatzfrage ist für mich dabei, ob man nicht endlich für den Willen Gottes und nicht angeblich im Namen Gottes kämpfen sollte. Der israelische Präsident Schimon Peres meint im Interview über die "Hauptstadt unseres Lebens": "Alle dachten wohl, Jerusalem verleiht ihrer Herrschaft auch spirituelle Macht. Es liegt etwas Mystisches in unserem Klima hier, die Farben haben ein besonderes Gold, wie ein Anstrich des Göttlichen." Schön, wenn statt dem Machtdenken und dem Zauber einer Stadt auf innere Werte wie Mitmenschlichkeit und Barmherzgkeit Wert gelegt werden würden. Gestern habe ich im Rahmen eines Projekts das Freitagsgebet der Muslime besucht. Schön, möglicherweise aber auch utopisch, wäre es, wenn sich die Religionen mehr auf ihre gemeinsamen Wurzeln besinnen und ihre Anhänger sich mehr zuhören würden.

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